Tauchen im Mittelmeer: Leben und forschen auf dem Meeresgrund

SRF Einstein, 18. und 25.3.2021:

Ein Team von vier Forschungstauchern beibt sich für 28 Tage in die Druckkammer und macht täglich extrem Tauchgänge im Mittelmeer. Dabei entstehen unglaubliche Bilder. Die Schönheit es Mittelmeers in 100 bis 150 Meter Tiefe ist unbeschreiblich, Die Aquanauten erleben dieses faszinierende Unterwasserwelt dank dem Sättigungstauchen viel ausgedehnter als diese mit technischen Tauchgängen von der Oberfläche her möglich wäre. Sie verbringen währende ihrer Mission 400 Stunden auf einer Tiefe von min, 100 Metern Tiefe.

Neben diesem unglublichen Abetauer berichtet SRF Einstein auch über eine Unterwasser-Forschungsplattform auf dem Genfernsee.

Die zweit Teile der Sendung sind wirklich sehr sehenswert für alle Taucher:
(Folge den Links)

(Wir wissen leider nicht, wie lange diese zwei Sendungen online abrufbar sind.)

Der Haiforscher Erich Ritter ist verstorben

Wie die SharkSchool (www.sharkschool.org) mitteilt, ist leider der in Zollikon (ZH) aufgewachsen Forscher Erich Ritter, im Alter von 61 Jahren verstorben. Er erlag in seiner Wahlheimat Florida, einem Herzleiden.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich letztes Jahr ein Interview mit Erich Ritter für SWISS DIVERS machte. Erich Ritters Engagement für diese eleganten Tiere war in jedem Satz spürbar. Sein «Face-Guide-Push-Move«-Konzept ist revolutionär und hat mein persönliches Verständnis der Haie stark verändert. Das Interview vom 26. März 2019: «Ein Leben für die Haie«

Erich Ritter hinterlässt eine grosse Lücke und wir trauern um einen Taucher, der antrat das Denken der Menschen zu verändern.

Wir fühlen mit den Angehörigen und der Familie und wünschen viel Kraft, in der Zeit des Verlusts.

 

 

Dr. Erich Ritter taucht.

Das Geheimnis im Bodensee

SRF Einstein, 13. November 2019

«SRF Einstein» begleitet exklusiv die Erforschung mysteriöser Steinhügel im Bodensee. Sie erweisen sich bereits heute als eine der grössten archäologischen Strukturen weltweit. Wer hat sie errichtet? Zu welchem Zweck? Und: Warum liegen die Hügel heute bis zu fünf Meter unter Wasser?

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Die «Einstein»-Sendung anschauen:

Eine TV-Sendung von: SRF Schweizer Radio und Fernsehen.

Von Devin

Rätsel um «Stonehenge» im Bodensee

Tagesanzeiger, 27. Oktober 2019:

Die 170 Steinhügel auf dem Grund des Sees bei Uttwil sind 5500 Jahre alt – viel älter, als bisher vermutet wurde. Möglicherweise gehörten die Steinhügel zu Pfahlbauten, die ebenfalls tief unter Wasser liegen und noch der Entdeckung harrten, teilte das Thurgauer Amt für Archäologie am Freitag mit. Es könne aber auch sein, dass die Pfahlbauten «mittlerweile durch Seeeinwirkung vollständig wegerodiert» seien.

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Interview: Ein Leben für die Haie

Dr. Erich Ritter ist einer der weltweit bekanntesten Haiforscher.

26. März 2019, Stefan, SWISS DIVERS

Erich Ritter ist in Zollikon (ZH) aufgewachsen und studierte Biologie an der ETH Zürich sowie Zoologie und Paläontologie an der Universität Zürich. Nach seiner Promotion arbeitete er an der University of Miami. Seit seiner Kindheit interessierte er sich für Haie, wobei deren Verhalten ihn in speziellen interessierte. Die Hai-Mensch-Beziehung sowie die Analyse und Rekonstruktion von Haiunfälle stehen heute im Zentrum seiner Arbeit.

Erich Ritter arbeitet heute für die University of West Florid und ist als Leiter der SharkSchool (www.sharkschool.org) international bekannt geworden. Neben der US Navy gehören auch unterschiedliche Lebensrettungs- und Tauchorganisationen zu seiner Kundschaft.


Welches Erlebnis löste bei dir die Hai-Faszination aus?

Als ich sechs Jahre alt war, sah ich zum ersten Mal Haie im Fernsehen sah. Das war der Beginn.

Ist das Tauchen für dich selbst nur ein Mittel um Haien näher zu kommen? Oder tauchst du auch aus anderen Gründen?

Das Tauchen ist für mich meist nur ein Mittel zum Zweck. Die Freude am Tauchen ist aber nach wie vor vorhanden. Ich bin selbst Tauchlehrer, unterrichtete aber seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Bei der Arbeit mit den Haien erledige ich vieles schnorchelnd oder apnoetauchend. Trotzdem bleibt das Gerätetauchen ein sehr wichtiges Hilfsmittel um mit Haien zu arbeiten und Experimente durchzuführen.

Welches war das eindrücklichste Erlebnis, welches du mit einem Hai im Meer gemacht hattest?

Es ereignete sich während einem Apnoetauchgang mit einem Weissen Hai. Alles war grau in grau, es regnete und die Sicht war entsprechend ziemlich mies. Das Tier schwamm direkt auf mich zu und nur war noch etwa 3 Meter von mir entfernt, als plötzlich der Himmel aufriss und die Sonne das Auge des Hais aufleuchten liess. Damals realisierte ich zum ersten Mal, dass das Auge nicht schwarz – wie angenommen – sondern blau war!

Hattest du noch nie Angst vor einem Hai?

Nein. Dieses Gefühl kam noch nie auf, weil ich von Anfang an überzeugt war, dass Haie nicht gefährlich sein können und dass das gängige Bild von ihnen falsch sein muss.

Vorschläge für den nächsten Interview Gast?

Wir werden versuchen zweimal Jährlich ein Interview mit einem Taucher zu veröffentlichen. Diese Interviews wollen wir mit ganz normalen Menschen die etwas besonderes erlebt haben oder tun führen. Es soll ein klarer Bezug zur Schweiz und zum Tauchen bestehen. Der Interview-Gast sollte zudem etwas zu erzählen haben, was andere Taucher interessieren könnte.

Falls es Vorschläge gibt, nehmen wir diese gerne unverbindlich über das Kontaktformular entgegen.

Das SWISS DIVERS-Team.

Wie war das bei deinem persönlichen Haiunfall im Jahre 2002?

Es war eigentlich ein ganz normaler Tag und auch unser Vorgehen war alltäglich. Wie immer stand ich im hüfttiefem Wasser um mit Haien zu arbeiten. Damals erfasste ich Schwimmmuster, mit denen ich herauszufinden wollte, wie Haie im flachen Wasser agieren. Wie immer hatte ich einen Spotter (Beobachter) auf einer Plattform hinter mir platziert, der mich jeweils warnte, falls mir ein Hai unbemerkt, zu nahe kam.

Das Aussergewöhnliche war, dass ein Fernsehteam vor Ort war. Deshalb stand auch ein Moderator im Wasser neben mir. Der Spotter war abgeleckt und ein Tier näherte sich mir von hinten und machte einen Testbiss. Dieser erste Gaumenbiss war zwar schmerzhaft, aber nicht sonderlich tragisch. Auf den ersten leichten Biss folgte sehr schnell ein zweiter, mit welchem mich der Hai versuchte in tieferes Wasser zu ziehen.

Zuerst verlor ich den Boden unter den Füssen, doch dann gelang es mir mit dem rechten Bein Halt zu finden und ich hob das linke so hoch es ging, um den Hai zu zwingen sein Maul zu öffnen. Danach ging alles sehr schnell: Ich blickte auf die Wunde und realisierte, dass eine Arterie verletzt war. Es begann ein Rennen gegen die Zeit. Ich verlor sehr schnell sehr viel Blut! Doch ich gewann letztlich dieses Rennen, obwohl ich mehr als 60% meines Bluts verloren hatte, bis ich im Krankenhaus ankam.

Mit welchen Spätfolgen dieses Unfalls kämpfst du bis heute?

Meinen linker Fuss kann ich nicht mehr bewegen, was mich bei gewissen Aktivitäten einschränkt. Das eine oder andere kann ich deshalb nicht mehr tun.

Wieso setzt du dich trotzdem immer noch für die Erhaltung dieser Tiere ein?

Es war nicht die Schuld des angreifenden Hais. Das Tier machte lediglich das, was man in einer solchen Situation von ihm erwarten konnte. Genau deswegen hatten wir immer einen Spotter platziert gehabt.

Hätte ich aufgegeben, wäre dies der grösste Erfolg für alle Haigegner gewesen:
«Nun da derjenige gebissen wurde, der immer sagte, dass Haie ungefährlich sind… und deshalb aufhörte…»
Damit hätte ich den Haien weltweit einen sehr grossen Schaden zugefügt.

Dieser Unfall war der Beginn einer neuen Richtung meiner Forschungen. Ich realisierte, dass wir lernen müssen die Hai-Mensch-Interaktion aus der Sicht der Haie und deren mentalen Kapazität zu verstehen. Der daraus kreierte Begriff heisst: «Mental capacity oriented animal perspective».*

*) Übersetzt auf Deutsch in etwa: «Mentalkapazitätsorientierte Tierperspektive»

Dr. Erich Ritter taucht.


Was können Schweizer Taucher in der Inn- oder im Ausland ganz konkret tun um Haie zu schützen?

Haie können effektiver geschützt werden, wenn mehr wahrheitsgetreues Wissen über sie verbreitet wird. Nur durch mehr Informationen kann das schlechte Image der Haie überwunden und ein politischer Druck für ihren Schutz aufgebaut werden. Das Beste ist es deshalb, sich aktiv zu äussert, wenn jemand im eignen Bekanntenkreis über Haien spricht oder man etwas in den Medien über sie liest.

Wieso muss man als Taucher normalerweise keine Angst vor Haien haben?

Der Grund liegt darin, dass Taucher sich meist nahe am Grund aufhalten, sich grösstenteils gut umschauen können und so einen Hai direkt ansehen können.

Bedeutet dies, dass Haie nicht angreifen, wenn man sie beobachtet oder direkt anschaut?

In der Regel bewirkt der Augenkontakt ein gewisses in Schach halten. Der Augenkontakt darf mit einem Hai nie (!) unterbrochen werden, auch nicht wenn er scheinbar weg schwimmt. Viele Haiarten verfügen über ein 360-Grad-Sichtfeld und man muss jederzeit davon ausgehen, dass sie nach hinten schauen. Wann immer ich mit Grosshaien arbeite, konzentriere ich mich ganz auf sie so, dass ich den Augenkontakt immer aufrecht erhalte.

Wieso greifen Haie eher an der Wasseroberfläche an?

Es gibt verschiedene Gründe weshalb Haiunfälle mehrheitlich die Oberfläche geschehen. Der wichtigste Grund ist ein rein statischer: Viel mehr Menschen begegnen an der Oberfläche Haien. Z.B. beim schwimmen, baden oder surfen. Die Anzahl der Taucher und Speerfischer ist dagegen viel kleiner.

Wasserlebewesen die an der Oberfläche schwimmen sind entweder krank oder sehen den Hai nicht kommen. Deshalb erscheinen sie für Haie als sehr interessante, potentiell leichte Beute. Lebewesen am Meeresgrund sind dagegen weniger leicht zu erwischen.

Wie sollen sich Taucher verhalten, wenn ihnen Haie zu nahe kommen?

Angenommen, dass sich das Tier für den Taucher interessiert, sollte er seine Vorwärtsbewegung einstellen, sich in eine vertikale Position begeben, die Beine hängen lassen und sich mit den Händen so bewegen, dass er den Hai im Auge behalten kann.

Was sollen Taucher auf keinen Fall tun, im Zusammenhang mit Haien?

Unabhängig von der Haigrösse sollte man nie (!) von einem Hai weg schwimmen. Ebenso sollte man einen Hai nie versuchen zu schlagen, wenn er zu nahe kommt. Die Devise heisst: «Face-Guide-Push-Move».

SharkSchool

Die SharkSchool ist eine weltweit aktive Institution, die jedem Taucher, Schwimmer, oder auch Surfer es ermöglicht die Körpersprache der Haie zu erlernen. In einem einwöchigen Workshops lernt man nicht nur mit den Tieren zu interagieren, sondern auch zu erkennen, wenn ein Hai unruhig wird, wenn er sich gestresst fühlt oder auch wie man ihn entspannen kann.

SharkSchool

 

«Face-Guide-Push-Move»**? Was bedeutet das genau?

FGPM ist eines der wichtigsten Kürzel bei der Interaktion mit Haien:

    1. Face:
      Als erstes bringt man sich immer in eine vertikale Position und richtet sich in Richtung des Hais aus.
    2. Guide:
      Sollte der Hai so nahe kommen, dass er weg geschoben werden muss, sollte man dies nur tun, wenn man ihn mit ausgestrecktem Arm in vertikaler Position erreichen kann ohne, dass man sich nach vorne beugen muss.
    3. Push:
      Falls der Hai direkt auf die Person zu schwimmt (eher selten), so muss man ihn weg drücken.
    4. Move:
      Kommt der Hai danach wieder zurück, so ändert man die Strategie und schwimmt direkt auf das Tier zu.

Dieses Verhalten bewirkt meist das Abdrehen des Hais. Oft verliert er das Interesse an der Person. Die gesamten Ritter-Regeln kann man auf unserer Webseite detailliert nachlesen!

**) Übersetzt auf Deutsch in etwa: «gegenüberstellen – leiten – drücken – bewegen»

Wo lebst du und wie sieht dein Alltag normalerweise aus?

Ich lebe seit 30 Jahren in Pensacola, Florida, wo ich oft meine theoretischen Arbeiten erledige. Wenn ich Kurse gebe, halte ich mich irgendwo auf der Welt auf. Einfach dort wo gerade Haisaison ist. Für die Forschung begebe ich mich meist auf die Bahamas. Etwa 300 Tage pro Jahr bin ich für gewöhnlich nicht zuhause. Normalerweise erledige ich meine Experimente vormittags und unterrichte am späteren Nachmittag, bis in den frühen Abend hinein. Wann immer möglich versuche ich eine gewisse Routine in meinen Alltag zu bringen, was jedoch nicht immer gelingt.

Wie hat die jahrelange Arbeit mit den Haien dich persönlich verändert?

Sie hat mich sehr verändert! Als Kind war ich immer gerne draussen, am See oder im Wald. Ich fühlte mich schon damals von den Tieren und der Umwelt sehr angezogen. Über all die Jahre hinweg, in denen ich das Privileg hatte mit Haien zu arbeiten, hat sich dieses Gefühl zusehends verstärkt. Dadurch habe ich mich mehr und mehr von der Gesellschaft zurückgezogen. Ich lebe teilweise in einer anderen Welt, als die Menschen um nicht herum. Diese andere Welt macht es mir manchmal nicht leicht mich in der «gewöhnlichen» Welt zu bewegen.

Was würdest du jemandem Raten, der auch Haiforscher werden möchte?

Sie/er soll sich direkt bei mir zu melden um die Möglichkeiten zu diskutieren.

Erich, vielen Dank für dieses Interview. Und immer gut Luft!

Dr. Erich Ritter während einem Interview.